23. Januar 2021

Selbst-Reflexion

– das Ende der Komfortzone

(Eine Anleitung zum Nachdenken)

„Mensch erkenne Dich selbst“ – Das Orakel von Delphi.

„Erkenne Dich selbst!“ ist eine von drei apollonischen Weisheiten aus dem antiken Heiligtum von Delphi. Sokrates entwickelte daraus das Prinzip der Selbst-Erkenntnis, als Vorbedingung philosophischer Erkenntnis und Weisheit.

Und täglich grüßt das Murmeltier… (ein Filmtitel aus den 90-iger Jahren)

 

Aufstehen – arbeiten – Alltag erledigen – nach Hause kommen – Familie versorgen – ausruhen – vor dem Fernseher abhängen – schlafen. Und am nächsten Tag geht es weiter: aufstehen – arbeiten – ablenken/unterhalten – weiterarbeiten – erholen – rotieren – immer im Hamsterrad weiterrennen… bis zum Wochenende, bis zum Urlaub, bis zum Jahresende – ein neues Jahr – bis zur Rente… bis zum Tod.

So verbringen die meisten Menschen ihr Leben! Und sind überzeugt davon, dass das Leben sie dazu zwingt – das Leben nur so machbar und zu bewältigen ist. Sie vergessen, dass jeder Mensch immer eine Wahl hat, wie er/sie das persönliche Leben gestalten und verbringen will. Und jede Wahl hat ihren Preis. So ist das!

Die aktuelle Corona-Krise bringt nun uns alle dazu, aus dieser gewohnten Routine auszusteigen. Sie konfrontiert uns alle mit großen Herausforderungen und zwingt uns, neue Wege zu gehen. An dieser Stelle wäre Selbst-Reflexion sehr hilfreich, wenn sie genutzt und eingesetzt würde. Doch leider reagieren die meisten Menschen – allen voran unsere Politiker – nach den bekannten, stereotypen Mustern. Sie handeln nach dem Prinzip „Hauptsache Action – Handlung vorDenken“ und belegen dieses altbekannte Handlungsprinzip mit fadenscheinigen Schach-Argumenten.

 

Mensch erkenne Dich selbst

„Was will ich?“

„Was fühle ich?“

„Was ist mir wichtig?“

„Was bewegt mich tiefergehend?“

„Wie ist mein Leben im Moment?“

„Was fehlt mir?“

„Was bin ich bereit zu tun?“

Das sind Fragen, die es sich selbst zu stellen gilt – jeden Tag aufs Neue… immer wieder. Und dann auf die Antworten hören – diese ernstnehmen – darum geht es. Sich selbst wahrnehmen, ernstnehmen, wertschätzen – das ist entscheidend, wenn es darum geht ein bewusster, verantwortlicher und erwachsener Mensch zu sein.

Doch wer tut das schon? Wer beschäftigt sich auf diese Weise mit sich selbst – immer wieder im alltäglichen Rotieren? Fast niemand – Leider! Ich bin immer wieder erstaunt, das kaum jemand dieses wunderbare Medium der Lebens-Gestaltung für sich und das persönliche Leben nutzt.

Jeder Tag, den ich mit einer bewussten Selbst-Wahrnehmung starte, ist viel entspannter und strukturierter als diejenigen, in die ich unbewusst „hineinstolpere“. Ich bin immer wieder überrascht, von der Wirkung dieses einfachen und hocheffektiven Werkzeuges der Selbst-Erkenntnis – auch wenn ich diese nur ganz kurz anwende.

10 Minuten am Morgen, die ich mir Zeit nehme, nach innen zu schauen – mich mit mir selbst und meinem persönlichen Befinden in diesem Moment zu beschäftige – zahlen sich für den Rest des Tages in extremer Weise aus. Selbst mein Schlaf profitiert davon und meine Träume ebenfalls, da ich bewusster darauf achte, ob- und was ich träume.

10 Minuten bewusste Selbst-Reflektion am Morgen erhöhen meine Lebensqualität für die restlichen 23 Stunden und 50 Minuten des Tages.

Ich finde, dieser Einsatz lohnt sich.

 

Routinen sind gemütlich

Sicher sind Routinen nützlich und hilfreich für die Alltagsbewältigung. Sie vereinfachen Arbeitsabläufe, sie sparen Energie, da sie unserem Gehirn erlauben, bei einfachen Erledigungen runterzufahren. Sie erspart uns die Zeit und Aufmerksamkeit, die anderswo gebraucht wird: Bei den wirklich wichtigen Wahl-Handlungen, die unsere Aufmerksamkeit brauchen und bei den großen Fragen des Lebens.

Tatsächlich ist es oftmals genau andersherum: Der Alltag bekommt die ganze Aufmerksamkeit und die großen Fragen, die den Kern unserer Existenz berühren, werden übertönt von Routine, Trott, vermeintlichen Zwängen und Denkfaulheit.

Dann wird argumentiert, dass das Leben dazu keine Zeit lässt. Job, Haus, Kinder – all das taktet den Alltag so durch, dass viele aufgehört haben, sich jemals auch nur eine Sinnfrage zu stellen.

  • Wie ist mein Leben ausgerichtet?
  • Welche Werte verfolge ich in meinem Leben?
  • Wie will ich sein und leben?

Bin ich der Mensch, der ich sein will?

Der völlige Burn Out ist die Folge dieses atem- und bewusstlosen Lebens. Er war die große Krankheit unserer Zeit – bevor die Corona-Krise uns alle überrollt hat.

 

Die Chance des Wandels

Besonders in diesen Zeiten des Wandels ist es äußerst wichtig, die alte, aus Routinen gebaute Lebens-Gestaltung, zu hinterfragen und die damit verbundenen Schein-Sicherheiten aufzubrechen.

Selbst-Reflexion ist in dieser Zeit allerorts dringend nötig und leider immer noch ein rares Gut. Kaum jemand scheint das Denken und Hinterfragen vordie eigenen Handlungen zu stellen.

Wieso ist das so?

Selbst-Reflexion erfordert MUT. Selbst-Erkenntnis ist extrem unbequem – sie ist das Ende der allgemeinen „Ausrederitis“, der weitverbreiteten Denk-Faulheit und aller Schein-Sicherheiten. Sie zerstört die Illusion der Kontrolle, der Verweigerung und des menschlichen Größenwahns.

Ihr Gewinn durch bewusste Selbst-Reflexion

  • Sich öffnen für die Realität– diese so sehen und annehmen wie sie ist –Das setzt Energie frei.
  • Sich selbst immer wieder neu wahrnehmen–Das macht wach und lebendig.
  • Die dazugehörigen Emotionenerlauben, ernstnehmen und einen liebevollen Umgang damit finden – Das schafft Entspannung.
  • Mit den eigenen Bedürfnissen in Verbindung kommen – diese wahrnehmen, ernstnehmen und erfüllen –Das schafft Verbindung nach Innen und Außen.
  • Irritation, Hilflosigkeit und Verunsicherung annahmen und aushalten –Das bringt Erleichterung.
  • Neue Wege erproben –Das erhöht die positive Aufregungim Alltag.

Ganz besonders wichtig ist dabei: Ausreden weglassen!

Das fällt natürlich schwer, denn Ausreden und die Abgabe der Eigenverantwortung sind weitaus gemütlicher als die unbequeme Selbst-Reflexionund Selbst-Verantwortung.

 

Wer will findet Wege und wer nicht will findet Gründe

Selbst-Reflexion ist ein zweischneidiges Schwert.

Selbst-Reflexion stört die Routine– oder zerstört sie sogar und – sie schärft den Verstand – das stört die Denk-Faulheit.

Somit ist sie ein sehr wirkungsvolles Werkzeug mit massiven Konsequenzen. Wahrscheinlich ist sie deswegen bei vielen so extrem unbeliebt und gemieden.

Gleichzeitig macht sie jeden Menschen zu einem selbstbestimmten, erwachsenen Menschen, der Verantwortung für die Gestaltung des persönlichen Lebens übernimmt – der nachdenkt und reflektiert bevor er handelt, der sich selbst in die Lage versetzt, ein sinnhaftes Leben zu leben und wirklich wichtige Wahl-Handlungen vorzunehmen.

Und das tut gut! Ich kann Sie dazu nur ermutigen.

„Das ungeprüfte Leben ist nicht lebenswert“ Sokrates

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