11. November 2022

TiefenEntspannung – die verkannte Superkraft!

 

Die Superkraft der Entspannung

 Entspannung ist in aller Munde und doch scheint kaum jemand von der wirklichen Superkraft der Entspannung zu wissen.

„Entspann Dich“, „Halt mal den Ball flach“ „Sei easy und relaxed“ „Bleib cool…“ – diese scheinbar gut gemeinten Hinweise werden zu allen passenden oder unpassenden Gelegenheiten verteilt und sollen die Menschen dazu anhalten, Aufregung, Angst und Ärger zu regulieren. Emotional-sein, Sich-Aufregen, Etwas-wollen, Nachfragen gilt als uncool und ist absolut out. Wer will das schon sein in unserer Social-Media-Welt?

Diese Ratschläge – vorwiegend von überheblichen „Laien-Psychologen“ – sind jedoch nie positiv gemeint. Allein schon deshalb, weil sie immer aus einer Abwehrhaltung kommen und somit der Vermeidung dienen. Die subtile Botschaft dieser scheinbar netten  Aufforderungen ist immer „sei anders“ – „sei pflegeleicht“ „sei bequem für mich“ und vor allem – „lass mich in Ruhe“ – „mach was ich will“.

Fast niemand weiß, wieso eine wirklich tiefgehende und anhaltende Entspannung für alle Menschen so unendlich wichtig und heilsam ist –bei aller Bedrohung, die sie scheinbar darstellt. Und kaum jemand hat eine Ahnung davon, wie eine tiefgehende Entspannung herzustellen ist. Leider!! Denn unsere Welt – wir alle – brauchen ganz dringend Entspannung für Körper, Seele und Geist.

Der Schlüssel zur Seele ist die körperliche Entspannung

Wenn ich von Entspannung spreche, dann steht die körperliche Entspannung am Anfang. Sie ist die Eintrittstür, die den Körper schnell und effektiv in einen beruhigten Zustand versetzt. Das Gehirn hört auf unnötige Angsthormone zu produzieren und in den gesamten Körper zu jagen. Der Stoffwechsel kann sich beruhigen, das Hormonsystem ebenfalls und so entsteht automatisch eine friedliche Stimmung, die Körper, Seele und Geist des betreffenden Menschen in eine veränderte Schwingungsfrequenz versetzt.

Die Tür für eine seelisch-geistige Entspannung ist geöffnet.

Auf der psychologischen Ebene kommt der körperlichen Entspannung eine enorme Bedeutung zu. Sie ist die Voraussetzung, damit seelische Prozesse überhaupt ins Bewusstsein kommen können. Wenn ein Mensch körperlich verspannt ist, ist er auch seelisch verschlossen. Er ist unerreichbar – ein absolut geschlossenes System ohne Zugang.

Körperliche Entspannung als „Türöffnerin“ für die seelische Berührbarkeit eines Menschen

Entspannung reduziert die in fast jedem Körper vorhandene übermäßige Muskelspannung, die als Muskelpanzer bzw. Körperpanzer bezeichnet wird. Der Muskelpanzer steht physiologisch in Verbindung mit dem psychischen Abwehrsystem. Er ist die physische Entsprechung des psychischen Abwehrsystems. Menschen schützen sich durch Muskelspannungen vor schmerzhaften Erfahrungen und den entsprechenden Gefühlen, sodass sie diese vermeiden können. Dieser Muskel- bzw. Körperpanzer wird bereits ab der frühen Kindheit entwickelt und bis ins hohe Erwachsenenleben hinein kontinuierlich weiter aufgebaut und ausgefeilt. Zu Beginn des Lebens ist er ein wichtiger Schutz und wird im Laufe des Lebens immer mehr zu einem Gefängnis ohne Ausweg. Erst wenn der Muskel- bzw. Körperpanzer langsam schmilzt, kann eine tiefgehende psychotherapeutische Arbeit anfangen. Aus diesem Grund beginnt meine körperpsycho-therapeutische Arbeit immer mit einer Phase intensiver Entspannungsarbeit.

Über eine tiefgehende Entspannungsarbeit ist die seelisch-geistige Öffnung eines Menschen erreichbar.

Was  genau bewirkt diese Entspannung?

Wenn der Körper sich wirklich entspannt, dehnt sich die Atmung aus. Sie wird spontan und unwillkürlich – sie ist deutlich zu sehen. Bildlich gesprochen kann es nun tiefer gehen – der Fahrstuhl fährt jetzt in die Untergeschosse. Neue innere Räume tun sich plötzlich auf. Diese können mit Emotionen verbunden sein, aber auch mit Impulsen und Ideen oder einfach eine veränderte Grundstimmung mitbringen.

Manchmal tauchen alte Ängste auf, die diese neue Art der Entspannung verbieten wollen, manchmal auch ein Hadern mit sich selbst, weil Unsicherheit und Schwäche fühlbar wird. Manchmal machen sich Wut und Ärger breit – eine große Frustration bäumt sich auf – offensichtlich sind wesentliche Bedürfnisse übergangen worden und diese brauchen unbedingt Anerkennung und Beachtung, damit ein innerer Frieden entstehen kann.

Wenn die auftauchenden Erlebnisse, ganz gleich wie sie sind, angenommen und zugelassen werden, wenn sie eine angemessene Antwort finden, beruhigen sie sich sehr schnell. Nun kommt alles in eine Balance und jede Zelle fängt zu pulsieren an. Die Pulsation der Zellen überträgt sich in einen Bewegungsimpuls, der den gesamten Körper mitnimmt und zu einem ausgedehnten Recken, Strecken und Gähnen führt. Je intensiver sich jemand dehnt und gähnt, desto umfassender ist die Ausdehnung von Körper, Seele und Geist.

Das macht sich daran bemerkbar, dass entweder plötzliche Handlungsimpulse auftreten, kreative Lösungen einfallen oder der Mensch einfach nur komplett verbunden ist mit sich selbst und seinem Dasein. Dann ist alles gut so wie es ist. Nun ist die unmittelbare Welle durchlaufen und alles ist am richtigen Ort. Für diesen Moment ist Ausruhen angesagt, bis die nächste Woche kommt und sie kommt bestimmt.

Sie sehen also: Der Gewinn dieser Art von Entspannung sind neue innere Räume, die sich in mehr Kreativität, Lebensfreude und Lebendigkeit umsetzen und somit zu neuen inneren und äußeren Erfahrungen werden. Ruhe und Verbundenheit mit sich selbst sind wieder fühlbar – Innen und Außen gehen zusammen.

 Wie ist der Weg zu einer nachhaltigen Entspannung?

An dieser Stelle werde ich immer wieder gefragt:

  • Wie geht das denn?
  • Wie komme ich denn zu dieser nachhaltigen Entspannung?

Die Antwort ist einfach.Die gute Nachricht ist: TiefenEntspannung ist lernbar. Doch dazu später mehr. Zuerst will ich noch einen kurzen Ausflug zu unserer gesellschaftlichen Realität der allgegenwärtigen Anspannung machen.

 

Die Ursachen für die allgegenwärtige Anspannung in unserer Gesellschaft

Wir leben alle unter der Prämisse „Mehr Schein als Sein“. Also tun alle so, als ob sie total cool und entspannt sind. Und doch sehe ich überall nur angespannte, gehetzte, gestresste Menschen. Sie sind ständig unterwegs, reden viel und laut – häufig Klatsch und Tratsch über andere. Sie schauen ständig auf ihr Smartphone, telefonieren ununterbrochen in aller Öffentlichkeit mit einem auf Lautsprecher geschalteten Telefon, bei dem alle anderen die belanglosen Gespräche mithören müssen.  Nebenbei wird gegessen, getrunken und geraucht – auf jeden Fall ist immer viel los und die meisten Menschen sind ständig in exzessiver Bewegung. Gleichzeitig treten jedoch alle auf der Stelle und sind todunglücklich über ihr langweiliges und belangloses Leben.

„Viel Lärm um Nichts“ (William Shakespeare)

Viele Ärzte verordnen ihren Patienten Entspannung, ohne dazu eine genaue Anleitung zu geben oder selbst zu wissen, was Entspannung wirklich bedeutet und wie effektive Entspannung herstellbar ist. Sie schicken ihre Patienten zu Kursen – vorzugsweise zu sogenannten Achtsamkeitskursen. Damit haben die meisten Ärzte die Probleme vieler Patienten für sich erledigt – abgehakt!

Sehr schade. Gerade Ärzte, die für viele Menschen immer noch die „Götter in Weiß“ sind, haben einen riesigen Einfluss auf ihre Patienten. Sie könnten so viel zur Gesundung unserer Gesellschaft beitragen, wenn sie mehr konkrete Anleitung zu Entspannung, Ernährung und Bewegungsverhalten anzubieten hätten und die Umsetzung ihrer Vorgaben dann auch noch kontrollieren würden. Das wäre so viel wirksamer und hilfreicher anstatt Kurse und/oder Medikamente zu verordnen und die Menschen damit sich selbst zu überlassen. Aber das ist offensichtlich in unserem Gesundheitssystem so angelegt.

Als geschulte und erfahrene Körper-Psycho-Therapeutin, mit einem ausgefeilten Blick für Körperhaltungen und Bewegungsmuster, tut es mir oft physisch weh, wenn ich die extrem verspannten Körper vieler Menschen sehe. Und ich weiß um die seelischen Qualen, die damit einhergehen.

Energie- und Zeitverschwendung allerorts

Wenn neue Klienten zu mir kommen erzählen sie mir häufig, dass sie zu verschiedenen Ärzten oder Heilpraktikern gehen. Gleichzeitig besuchen sie regelmäßig Osteopathen, machen Yogakurse, sie gehen zur Massage, sie meditieren und oft alles gleichzeitig. Sie wundern sich, dass die erwartete Verbesserung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens ausbleibt und dass sie häufig völlig gehetzt und gestresst durch ihr Leben rennen.

Wieso nur?

Wenn ich dann frage „und wann tun Sie mal nichts – sind einfach nur faul und liegen rum?“, schauen sie mich mit großen Augen an – so als ob ich plötzlich chinesisch spreche oder von einem anderen Planeten komme. Wahrscheinlich bin ich für viele Menschen an dieser Stelle auch eine Art Alien.

Für mich ist Nichts-Tun und Faul-Sein ein völlig selbstverständlicher Teil meines alltäglichen Lebens. Dieser Zustand der absoluten Ineffektivität gehört zu meinem Alltag dazu und ist die beste Medizin für meine seelisch-geistige und körperliche Regeneration – mein Lebenselixier! Und insofern alles andere als ineffektiv!

Im Laufe meines Lebens ist mir bewusst geworden, dass ich mich mit dieser Haltung wesentlich von anderen unterscheide und dass ich offensichtlich eine besondere Begabung habe, die es mir ermöglicht, TiefenEntspannung zu leben und auch anderen beizubringen.

In der therapeutischen Arbeit dauert es oft lange, bis neue Klienten bereit sind, sich auf eine tiefergehende Entspannungsarbeit einzulassen und Erfahrungen mit dem Nichts-Tun und der damit einhergehenden Entspannung zu machen. Offensichtlich ist diese neue Möglichkeit bedrohlich. Mit Nichts-Tun und Faul-Sein sind häufig Ängste und sehr viele negative Konzepte wie unnütz sein, egoistisch sein und genusssüchtig sein verbunden.

Nichts-Tun ist nahezu tabuisiert und oft total ängstigend.

Ein strenges, internalisiertes Eltern-Ich (oder Über-Ich) läuft zur Hochform auf und stößt wilde Bedrohungstiraden aus. Das geschieht alles intrapsychisch und versetzt das gesamte System des betreffenden Menschen (Körper, Seele und Geist) in Aufruhr, in Angst und Schrecken. An dieser Stelle kann dann die Entspannungstechnik von Anspannen und Loslassen voll zum Einsatz kommen und kleine Wunder bewirken. Hier wird ein klassisches psychosomatisches Muster deutlich. Es zeigt sich, wie alte Ängste sich zu körperlichen Symptomen umwandeln und das Gesamtsystem in Aufruhr versetzen. Diese Vorgänge sind auch die psychosomatische Grundlage jeder Panik-Attacke.

Der Weg zu einer nachhaltigen Entspannung

Noch einmal: TiefenEntspannung ist lernbar! Im Grunde ist der Ansatz – die Technik – der TiefenEntspannung sehr simpel.

Sie ist eine Art „paradoxe Intervention“. Sie arbeitet mit dem Vorhandenen, sie beginnt bei der körperlich-seelischen Realität des betreffenden Menschen. Auf diese Weise ermöglicht sie einen sehr schnellen Weg zu den verdrängten Themen des betreffenden Menschen und schafft eine Verbindung zu den 3 Ebenen von Körper, Seele und Geist.

Für die Vermittlung der TiefenEntspannung habe ich zwei mögliche Wege in meinem Angebot:

 

TiefenEntspannung in der Einzelarbeit

In diesem Rahmen ist die Entspannungsarbeit immer ein Teil der Körperpsychotherapie.

Sie öffnet mir auf sehr unmittelbare Weise den Zugang zu der seelischen Ebene meiner Klientin/meines Klienten und ermöglicht mir und meinen Klienten schnell und effektiv die tiefergehenden Themen zu öffnen, ans Licht zu holen und zu bearbeiten.

Meine Arbeit mit der TiefenEntspannung beginnt immer im Liegen.

Ich bitte die Klientin/den Klienten sich flach mit dem Rücken auf den Boden zu legen und sich Zeit zulassen, langsam anzukommen. Der nächste Schritt ist dann bewusst nach innen zu schauen, wie sie/er sich gerade wahrnimmt. Ich bitte sie/ihn, zu realisieren, was in diesem Moment im Inneren vorgeht und diese Realität – wie auch immer sie ist – anzunehmen und Dasein zu lassen.

Meistens gibt es verschiedene Varianten des körperlich-seelischen Befindens und diese werden so wie sie sind, ernstgenommen und verstärkt.

Arbeit mit vorhandener Anspannung

Wenn ein Mensch in dem betreffenden Moment angespannt ist, dann nehme ich diese Tatsache der Anspannung auf und bitte mein Gegenüber, die vorhandene Anspannung zu verstärken.

Ich unterstütze sie/ihn dabei, sich mit aller Kraft und Energie komplett anzuspannen und diese Anspannung zu halten, bis die Kraft dazu nachlässt. Je mehr jemand in die vorhandene Spannung hineingeht und diese verstärkt, umso stärker ist die Wirkung, die daraus entsteht. Meistens halten die Personen die Anspannung zwischen 5-15 Sekunden. Wenn die Kraft nachlässt, dann ist es wichtig, die Anspannung ganz langsam zu lösen und der entstehenden Wirkung nachzuspüren. Meine Anleitung unterstützt nun dabei, sich vom Boden tragen zu lassen – sich an den Boden abzugeben und wahrzunehmen, dass der Boden Halt und Sicherheit gibt.

Wichtig ist ebenfalls, die intrapsychische Wirkung des Erlebten bewusst wahrzunehmen. Im Inneren kann durch die Verstärkung der Anspannung Verunsicherung und Angst, Wut und Frustration, Müdigkeit und Schwäche oder Sonstiges auftauchen. Die intrapsychische Realität, die sich nun zeigt, braucht Beachtung und will angenommen sein. Hier kann dann die psychotherapeutische Arbeit beginnen.

Um eine ausgeprägte Anspannung für diesen Moment zu lösen, braucht es oft einige Wechsel zwischen Anspannung und Loslassen. Dabei leite ich an und unterstütze die „Wellenbewegungen“ zwischen Anspannen und Lösen, bis eine Öffnung der Verkapslung entsteht. Diese Öffnung erkenne ich am Atem meiner Klienten. Wenn sich dieser spontan ausdehnt und ausbreitet, ist eine tiefergehende Entspannung entstanden – eine erste Ausdehnung findet statt. Diese Tatsache wird von der Klientin/dem Klienten als Erleichterung wahrgenommen.

Oft zeigen sich dann verdrängte Emotionen oder Themen, die erst durch die Entspannung und Öffnung, überhaupt wahrgenommen werden können. Jetzt kann die Arbeit mit den psychischen Komponenten weitergehen.

Arbeit mit vorhandener Unruhe

Wenn ein Mensch in dem betreffenden Moment sehr unruhig/nervös ist, dann nehme ich diese Tatsache der Unruhe auf und bitte mein Gegenüber, die vorhandene Unruhe zu verstärken und körperlich auszuleben.

Ich unterstütze sie/ihn dabei, sich mit aller Kraft und Energie zu schütteln und „Rumzuzappeln“ – diese innere Unruhe und Nervosität voll auszuleben und sichtbar zu machen –  bis die Kraft dazu ausgeht. Je mehr jemand in die vorhandene Unruhe eintaucht und diese körperlich auslebt, umso stärker ist die Wirkung, die daraus entsteht. Meistens überlassen die Personen sich der Unruhe und dem Rum-Zappeln zwischen 5-15 Sekunden. Wenn die Kraft nachlässt, dann ist es wichtig, ganz langsam ruhig zu werden und der entstehenden Wirkung nachzuspüren.

Meine Anleitung hilft nun wieder dabei, sich bewusst vom Boden tragen zu lassen – sich an den Boden abzugeben und wahrzunehmen, dass der Boden Halt und Sicherheit gibt. Die bewusste Wahrnehmung der intrapsychischen Wirkung des Erlebten ist dann der nächste Schritt. Um eine ausgeprägte Unruhe und Nervosität für den vorhandenen Moment zu lösen, braucht es oft einige Wechsel zwischen Rumzappeln und Ruhig-werden.

Dabei leite ich an mein Gegenüber an und unterstütze die „Wellenbewegungen“ zwischen Rumzappeln und zur Ruhe-kommen, bis eine tiefergehende Ruhe einkehrt. Diese tiefergehende Beruhigung erkenne ich ebenfalls am Atem meiner Klienten. Wenn sich dieser spontan ausdehnt und ausbreitet, ist eine tiefergehende Entspannung entstanden. Oft wird unter der Unruhe/Nervosität eine vorhandene Anspannung wahrgenommen. Wenn dem so ist, dann geht die Arbeit mit der Lösung der Anspannung weiter.

Wenn jedoch die tiefergehende Beruhigung eine wirkliche Öffnung bedeutet, dann arbeite ich mit dem weiter, was sich zeigt. Jetzt  kann auch hier die Arbeit mit den psychischen Komponenten beginnen und ein unabhängiges Wohlbefinden mit sich selbst setzt ein.

TiefenEntspannung in der Gruppenarbeit

Im Rahmen der Gruppenarbeit nutze ich für die Öffnung der TiefenEntspannung den geteilten Erfahrungs-Raum d.h. die Energie, die entsteht, wenn sich mehrere Menschen für eine gemeinsame Arbeit zusammentun.

Einfache Übungen und Techniken aus der Atem- und Bewegungsarbeit sind ebenfalls hilfreich sowie ausgewählte Entspannungsmusik, die den inneren Raum weitet und in eine völlig neue Schwingung versetzt.

Mein wirkungsvollstes „Zaubermittel“ ist jedoch das lange Rum-Liegen und Nichts-Tun.

Diese Technik – die ja keine Technik ist – hat eine so besondere Wirkung, dass die Gruppen-Teilnehmer sehr erstaunliche Erfahrungen mit einer tiefgehenden Entspannung während der Gruppenarbeit machen. Bei einer kontinuierlichen Arbeit in der Gruppe erleben alle Teilnehmer, dass diese besondere Erfahrung von TiefenEntspannung auch im Alltag nachwirkt. Sie macht das gesamte Leben auf eine subtile Art geschmeidiger und friedlicher – ohne genau verortet werden zu können, wie diese Wirkung entsteht.

Es ist wie eine veränderte Schwingung im Gesamtsystem des betreffenden Menschen, mit der dieser dann durchs Leben geht.

Auf beiden Wegen der Entspannungsarbeit – Einzeltherapie und Gruppentraining –  entsteht eine intensive Öffnung, die für die Mitmachenden manchmal herausfordernd ist. Meistens wird diese scheinbar simple Arbeit an- und mit sich selbst, jedoch als hochgradig inspirierend und befreiend erlebt. In diesem Erfahrungsfeld können Ängste, eingeprägte Gedankenmuster, selbstdestruktive Verhaltensweisen und jede Art von neurotischen Störungen erkannt und aufgelöst werden. Das gilt zumindest für den jeweiligen Moment, weil jede dieser tiefgehenden Entspannungserfahrungen die inneren Verkrustungen aufbricht. Wie lange diese Wirkung anhalten darf, ist abhängig von der Bereitschaft des betreffenden Menschen, diese oft verunsichernde Erfahrung von Offenheit und Irritation auszuhalten. Eine kontinuierliche Arbeit mit meinen Techniken der Tiefenentspannung führt zu einer nachhaltigen Veränderung der neurotischen Muster im Alltag meiner Klienten.

Wer will findet Wege…

In diesem Sinne ist die TiefenEntspannung eine verkannte Superkraft, da sie eine unglaublich starke Wirkung auf Körper-Seele-Geist ermöglicht, neurotische Muster schnell und unkompliziert befriedet und erstaunlich einfach zugänglich ist.

Um eine subjektive und emotionale Einsicht in die hier beschriebenen Vorgänge zu bekommen, finden Sie am Ende des Artikels einige Erfahrungsberichte von Gruppenteilnehmern. In den sehr persönlichen Berichten wird die große Intensität der Arbeit spürbar.

 Alles verbessert sich mit mehr Entspannung!

Klingt simpel und genau so ist es.

Wirkliche Entspannung schafft einen Zugang zu einer veränderten Innenwelt. Diese ist freundlich zu sich selbst und anderen. Sie lässt sich selbst und andere so sein, wie sie sind. Der Kampf mit sich selbst und der Umgebung ist beendet. Auf dieser Basis wird das Leben leichter. Neue innere und äußere Räume öffnen sich – neue Impulse und Ideen tauchen auf. Das Leben hat plötzliche eine veränderte Farbe, eine andere Schwingung.

Eine neue Grundhaltung zum Leben entwickelt sich. Das Leben ist wie es ist und das ist gut so.

 Veränderung ist möglich!

Aktuelle Angebote zur TiefenEntspannung in der Gruppenarbeit finden Sie auf meiner Webseite oder rufen Sie mich gerne dazu an.

Damit Sie einen lebendigen Eindruck von dieser wunderbaren Arbeit bekommen, haben mir einige GruppenteilnehmerInnen ihre Erfahrungen aufgeschrieben. Vielen Dank dafür! Lassen Sie sich inspirieren!

 

Erfahrungsberichte von TeilnehmerInnen aus der Gruppenarbeit:

Liegen bei Lisa Zimmermann

Bevor ich ankomme, ist es gut mich etwas einzustimmen.Zwischenzeitlich bin ich so weit weg von diesen Abenden, dass ich mich erst mal auf die Namen einiger Teilnehmer besinnen muss.

Das Entspannende ist: es fehlt jede Anforderung, auch einschlafen stimmt. Daran erinnere ich mich, wenn ich vorher wegen der Begegnung etwas ängstlich bin. Dann eintreffen und schnell mit den Anderen einfach daliegen, alles an den Boden abgeben, der Boden trägt. Da fällt schon eine ganze Menge ab, mein Kopf wird freier. Das erleichtert und mein Atem wird tiefer. Frau Zimmermann leitet an: den Körper komplett stark anspannen und halten und dann gaaanz langsam loslassen. Lieber wäre ich einfach nur so liegen geblieben, aber mit dem Anspannen und Loslassen ist es wirksamer. Mein Atem geht bis ins Becken und ich spüre meinen Körper mehr.

Wir gehen die einzelnen Spannungszonen im Körper durch. Für meine Verspannungen fehlt mir die Wahrnehmung, sie sind immer da und so geläufig, ich bin sowieso mehr im Kopf, Kontrolle eben. Aber ich kenne inzwischen einige Stellen, z. B. die Augen. Wenn ich sie entspanne, laufen die Tränen. Ich denke auch immer wieder irgendwelche Gedanken, mit denen ich mich von der Übung und der Körperwahrnehmung und letztlich vom Fühlen ablenke. Die Aufmerksamkeit für meinen Körper hilft von den Ablenkungsgedanken weg zu kommen und Frau Zimmermanns anleitende Worte und die Anwesenheit der Anderen, die auch alle an sich arbeiten um den Spannungspanzer Region für Region zu lockern. Wohltuend und unterstützend sind dabei die kleinen warmen Sandsäckchen, die mir die Leiterin fürsorglich auf die ‚Arbeitsstellen‘ legt.

Die Wirkung am Ende ist eine bessere Selbstwahrnehmung. Es ist immer wieder interessant, WIE ich das empfinde, welche Bilder mir kommen, meist neuartig und unerwartet. Am Ende gibt es noch Zeit für Mitteilungen. Ich kann authentisch von meinem Erleben berichten, mit weniger Selbstzensur. Nach innen habe ich mich wahrgenommen und nach außen kontrolliere ich mich weniger.

HS

 

Die Reise der Wunder

Klangschalen und Humee-Hum-Brahm-Hum Gesänge? Mein erster Impuls: Flucht.

Nach einer vorhergehenden Entspannung unserer gesamten Körpermuskulatur mit Hilfe von Bällen geht es jetzt wohl in eine andere Phase über. Ich öffne meine Augen nur einen Spalt, um zu erfassen, was in den anderen Teilnehmern vor sich geht und bekomme einen Schreck. Alle lassen sich ein, außer mir. Ich nehme wiederholt tiefe Seufzer wahr, weiche schöne entspannte Gesichter und eine Teilnehmerin ist sogar eingeschlafen. Während meiner Beobachtung merke ich, dass mich dieses Bild beruhigt- ich will das alles auch. In diesem Moment werde ich von Lisa Zimmermann liebevoll zugedeckt und ab dann von dieser besonderen Energie mitgenommen. Plötzlich erreichen die tiefen Klänge mein Becken. Es wird mit Wärme durchströmt. Meine dauerhaft angespannte Gesäßmuskulatur lässt sukzessive locker und irgendwann fallen meine Beine widerstandslos nach außen. Selbst mein unterer Rücken, der aus zwei Drahtseilen besteht, schmiegt sich plötzlich an den Boden. Jetzt erst bekomme ich eine Ahnung, was tiefergehende Entspannung bedeutet, von der die Therapeutin immer spricht. Oje – aber was passiert bei noch mehr Hingabe? Um meine auftauchenden Gedanken wieder zu vertreiben, spanne ich meinen ganzen Körper an, bis ich wieder weiter atmen muss. Die Therapeutin liest meine Ängste und legt mir ein warmes Säckchen auf meine tiefe Stirnfalte. Ich sinke, werde breiter und beginne zu zerfließen. Zunehmend komme ich, wie auf Wolken getragen, in einen weichen friedlichen Zustand, den ich noch Tage danach wahrnehmen kann.

Ich genieße die schöne Stille der Anderen, meine Stille und mich.

Was für eine wundervolle Erfahrung – vielen Dank Lisa Zimmermann!

NW

 

Space Oddity

In der Gruppe, wenn ich mich zu Beginn zu den anderen lege, ist es ein bisschen, als ob ich in ein Raumschiff steige, bereit für eine wundervolle Reise. Ich bin erleichtert, aus meinem Alltag auszusteigen und begebe mich erwartungsfroh, zuversichtlich und voller Freude auf diesen Trip.

Wenn wir dann starten, will ich mich ganz auf den Flug einlassen, mit den Schwingungen schwingen. Deshalb unterziehe ich mich ganz bewusst der Anstrengung von Anspannung und Loslassen, die die Eintrittskarte dafür ist, dass ich mich mehr und mehr überlassen kann, praktisch die Schwerkraft überwinden kann. Dann spüre ich ganz deutlich, wie unser Schiff mich trägt, durch die Berührung des Bodens an meinem Rücken, an meinen Armen und Beinen fühle ich, wie ich gehalten und getragen werde.

Da ich voller Vertrauen in die Führung und Begleitung bin, fühle ich mich sicher und leicht. Ich lasse mich führen und erlebe die Reise durch die Räume und Bereiche meines Körpers wie einen Scann ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Geführt und gleichzeitig frei, meinen inneren Impulsen zu folgen, kann ich meine ganz und gar eigenen Entdeckungen über mich machen. So kann ich mich mit großer Aufmerksamkeit und Gelassenheit mir selbst zuwenden und mich gleichzeitig überlassen, denn ich bin sicher aufgehoben.

Das ist befreiend und macht mich glücklich, weil ich mehr und mehr dabei lerne für mich selbst zu sein.

Die Führung, die liebevolle Fürsorge und Zuwendung für mich und alle Mitreisenden lassen mich eine große Sicherheit und Ruhe empfinden und erlauben mir, ganz bei mir zu sein, denn für alles andere ist gesorgt. Ich genieße die Fürsorge wie ein kostbares, seltenes Geschenk. Die Berührung, die dadurch entsteht macht mich weich und bereit, auch Unbekanntes auf dieser Reise anzunehmen. Ich tauche ein in mich selbst, in meinen inneren Raum, der wie von Liebe erfüllt ist.

Es ist wie jede Reise auch ein Entdecken und Lernen. Regionen meines Körpers werden mir bewusst und manchmal muss ich lächeln, oder weinen, weil ich in mir etwas entdecke, das ich verloren und vergessen hatte : „Ach, da bist du ja!“ Mich durchfließt eine große Dankbarkeit für meinen Körper, der unverbrüchlich da ist und mit mir ist – und es immer war. Mehr und mehr sinke ich in mich und überlasse mich den Klängen, die mich in Wellen erfüllen und mich tief berühren.

Ich fühle mich ganz und vollkommen, weich und hell, ausgedehnt und vollkommen ruhig.

Damit will ich mich selbst in die Arme nehmen und mit nach Hause tragen.

KK

 

Aktive Hingabe

Lisa Zimmermann, die Therapeutin sagt: “Erst mal alles anspannen, ganz doll anspannen und dann langsam loslassen und entspannen.“Das mit dem Anspannen klappt sehr gut bei mir. Das andere nicht. Langsam loslassen dauert bei mir vielleicht auch einfach länger, ein paar Jahre noch und dann…wer weiß? So lange übe ich tapfer weiter und mache im Verspannt-Sein erstaunliche Fortschritte.

Eine Folge davon sind Faszien-Schmerzen und Schlaflosigkeit. Der Schlaf kommt als Gnade an all jene, die das Loslassen wenigstens nachts zulassen. Doch loslassen geht ja nur mit einem Mindestmaß an Gottvertrauen, doch, bei allem Vertrauen, ich check lieber selbst nochmal- sonst fühle ich mich gar zu wehrlos, zu ausgeliefert. Also bleibe ich wach. Je wacher ich bin, desto verzweifelter befehle ich mir zu schlafen, ich muss ja fit sein am nächsten Tag,  desto angespannter werde ich. Jeden Morgen fühle ich mich wie ein verwundeter Soldat, der frisch aus der Schlacht kommt.

Doch nun sagt die Therapeutin sie macht einen Kurs, eine Gruppe, wo sich “abgeben, hingeben, loslassen” geübt werden kann. Der Kurs heißt “aktive Hingabe”. Ich will diese Erfahrung unbedingt machen, mich aktiv hinzugeben, es klingt ziemlich abstrakt für mich, aber ich will wissen, wie das ist- dem “Leben zu vertrauen” und Kontrolle loslassen, Gedanken weiterziehen lassen”. „Vertrauen kommt von Erfahrung”. Sagt die Therapeutin. Nun kann ich diese Erfahrung in der Gruppe machen. Ich bin gerührt. Denke, sie macht das eigens für mich, weil ich nicht schlafen kann. Deshalb sammelt sie eine Gruppe freundlicher Menschen zusammen, nur, damit ich die Erfahrung mache, mich dem Leben hinzugeben, obwohl andere Menschen anwesend sind. Gruppen sind für mich schwierig, ich habe eine ziemlich struppige Kindheit gehabt mit einem Wochenheim Background. In diesen Heimen wird man erst am Wochenende von den Eltern abgeholt und schläft – Gitterbett an Gitterbett- mit anderen armen Geschöpfen, die sehnsüchtig darauf warten, irgendwann von irgendwem- am besten der Mutter- abgeholt zu werden. Ich erinnere mich daran, dort oft wachgelegen zu haben. Angespannt und still, dem Geräusch der anderen Kinder lauschend, darauf hoffend dass die Nacht nur schnell vergeht und ich am nächsten Tag -vielleicht- abgeholt werde.

Jetzt also wird es eine Gruppe geben, wo ich eine andere Erfahrung machen kann, wo ich entspannen kann, wo ich Verbindung erleben kann, wo ich nicht warte, dass man mich abholt, weil ich ja schon da bin, angekommen in einem Jetzt, wo ich geborgen bin. Extra wegen mir wird also eine solche Gruppe zusammengestellt. Ich bin gerührt. Doch es stellt sich heraus, es war gar nicht wegen mir, sondern weil es die Erfahrung generell braucht. Auch gut, dann bin ich nicht allein mit meiner Ungeborgenheit, mit der ganzen misstrauischen Angespanntheit, mit dem Tonband im Kopf, das sich besonders gern nachts einstellt. Nicht allein sein ist das aller allerwichtigste für mich.

Ich komme zur Gruppe. Wir sind ein Kreis von acht Menschen, Männern und Frauen. Der Raum ist voller Decken und Kissen, am Rand liegen große und kleine Bälle. Wir legen uns hin, fangen an uns zu strecken und zu gähnen, als hätten wir den Tag gemeinsam am Meer verbracht und nun wird der viele Sauerstoff raus gegähnt. Gähnen steckt an. Alles gähnt. Ein Raum voll gähnender Leute. Wann hab ich je so viel gegähnt? Nochmal strecken, anspannen, entspannen, gähnen, atmen, fühlen, ob und wenn ja, was man fühlt. Die kalte Welt des Denkens, die keine wirkliche Erkenntnis ist, eintauschen gegen die warme Welt des Fühlens, des Beieinanderseins und der Geborgenheit.

Allein in einer Gruppe zu liegen, sich gemeinsam dem “Boden abzugeben” ist eine neue Erfahrung für mich. Andere Menschen stressen mich meist. Ich spüre Erwartungshaltungen, also Schultern hoch, Augen scharf stellen, den Atem einziehen und halten, um nichts zu verpassen, auf jeden Angriff, jede Erwartung vorbereitet zu sein. Anders hier. Liegen und aufhören, irgendwas können zu müssen, einfach liegen und ausatmen. Auf der Erde liegen, es gut sein lassen, den Tag, Tag sein lassen, die Gedanken, Gedanken sein lassen, Inmitten anderer Menschen – allein das ist magisch.

Mein Gähnen und das der Anderen beweisen es, entspannte Gleichgesinnte. “Draußen” gehören wir sicher zu denen, die viel zu viel reden, denken, machen und können müssen, die aber hier, wie auf Fingerschnips jetzt, kaum dass wir den Raum erreichen, beginnt die Entspannung. Neue Reflexe werden gelernt: wir legen uns hin beginnen uns zu strecken, aktiv ein- und ausatmen und die gesamte Erschöpfung des Tages, der Woche, der letzten Jahre wird auf dem Boden abgegeben. Ich höre ein leises Stöhnen, die Eine streckt sich, der Andere seufzt, die Nächste gähnt noch einmal. Es ist tatsächlich wie bei einem pawlowschen Reflex, sobald ich die anderen sehe und den Raum mit seinen decken und Kissen erreiche, beginne ich mich abzulegen mit geschlossenen Augen, ich will nur noch liegen, nicht mehr reden, nicht mehr denken, nichts mehr müssen, nicht mehr können, nicht mehr irgendwie sein, nur noch da sein, ich-sein, was immer das ist. Nur noch atmen, nur noch fühlen, nur noch mir zuhören, nur noch wissen, dass jetzt das Gequassel im Kopf und jeder Druck aufhört, selbst der ewige Zeitdruck. Soll die Zeit doch draußen vergehen, das ist, was sie am besten kann, vergehen.

Hier, in diesem Raum spielt Zeit keine Rolle mehr. Hier gibt es nur den Moment, die ausgestreckten schweren Körper, das leise oder laute Ausatmen der Gruppe, das Gähnen, das Strecken. Die Anspannung, das Getrieben sein fällt nach und nach von uns ab. Kollektives Loslassen, gemeinsames Dasein, zusammen Atmen, verbundenes Gähnen, vereintes Strecken, jeder für sich und doch miteinander. Ich bin. Das ist es, nicht mehr, nicht weniger.

Ich kann hier sein, keine Gefahr, kein Druck. Kein vergebliches Warten, weil ich schon angekommen bin, Hier, auf dem Boden, den weißen Decken, umgeben von der sanften Stimme der Therapeutin, die leise die Gruppe führt, uns einlädt, wahrzunehmen, wie wir uns fühlen und anzukommen. Ich bin im Frieden, ich fühle meinen Körper, höre dem Blut in mir zu, fühle das Herz schlagen, höre die Stimme der Therapeutin, die uns durch die einzelnen Stationen des Körpers führt. “Fühlt eure Schädeldecke, ob sie pulsiert, fühlt, ob ihr den Raum hinter den Augen, die Nasennebenhöhlen, den Mundraum spürt.”  Unsere Körper und all die vielen Räumen in und um uns, all die Flüssigkeit, die im Körper fließt, der Puls, der schlägt. Ich kann alles plötzlich spüren. Ich bin erstaunt, wie viel Platz in meinem Körper ist, wo ich doch meist so zusammengezurrt und eng bin, jetzt aber weitet er sich, jetzt pulsiert jede Zelle in mir. Mein innerer Körper ist verblüfft, dass ihm tatsächlich so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die inneren Räume und Zellen danken es mit kräftiger Durchblutung. Es ist wie ein Applaus von innen. Sie sagen: “Danke, dass du uns wahrnimmst, danke dass du uns siehst, danke dass du uns spürst, danke für die Zuwendung!”

Das ist also Selbstliebe, denke ich gerührt, während ich auf das entspannte Glucksen meines Bauches höre und der Bauch sagt “Ja, ich fühle mich geliebt!” Denn, was ist denn Aufmerksamkeit anderes als Liebe? Das, was wir dort machen und erfahren, ist aktive Selbstliebe.

Ich segne meine Knie und meine Hände, bewege die langen dünnen Zehen, ich spüre meine verspannten Kiefer, der sich leicht öffnet, spüre auch den Raum im inneren des Mundes. Der ganze Körper wird bedacht, von der Therapeutin benannt, unterstützt mit Atem und auch Bällen, die wir unter den Rücken oder den Nacken legen, alles darf sich weiten. Ausdehnen.

Das gibt Heilung. Aufmerksamkeit heilt. Das erfahre ich dort Montag für Montag, wenn ich in meiner üblichen Anfangs-Verspannung, bestehend aus tausend Einzelteilen auf dem Boden liege, anfange mich der Erde abzugeben, und langsam heil- zu einem Körper werde und anfange mich dem Boden unter mir abzugeben. Mein Körper reckt sich genüsslich, macht sich breit, er ist jetzt der Hauptheld, es geht um ihn und er dankt es mir. Das heißt also “Im Körper sein”. Wo sonst ein ICH ist, was einen Körper rumschleppt, ist jetzt das ICH geborgen in einem wohligen Körper. Normalerweise stoße ich mich oft an Türrahmen, nicht weil ich zu breit bin, sondern weil ich den Körper meist nicht mitdenke. Ach ja, die Schulter ist ja breiter als der Kopf. Anders hier. Hier ist alles Körper. Wo hört mein Körper auf, wo fängt der Körper des Nachbarn an? Gemeinsam lauschen wir jeder für sich den eigenen Impulsen, Stimmen, Gefühlen, Knochen und inneren Räumen, genießen die Stille, wenn all die Monologe im Kopf zur Ruhe kommen. Atmen, in jede Zelle vom Schädel bis zur Sohle.

Diese Weite nehme ich mit in den nächsten Tag, in die Woche, mein gut geputzter Schutzpanzer bekommt Risse, ich bin berührbarer, na nu. Das wollte ich doch gar nicht. Doch nachdem in mir die Erfahrung eingesickert ist, ganz und gar durch den Körper gegangen ist, dass die Welt mich hält, und nicht ich die Welt, scheine ich mich aus der Deckung gewagt zu haben. Ich komme mit meiner Verletzlichkeit hervor. Ich bin selbst erstaunt, wie beeindruckbar ich bin. Alles scheint mich zu berühren. Verblüfft stelle ich fest: Wie zart ich bin. Sonst hab ich das Selbstbild ein Schrank zu sein – alles abweisend, was mich bedrohen könnte und das ist fast alles.

Offenbar bin ich auch weniger ängstlich, denn es fühlt sich ruhig im Herzen an. Ich bin im tiefen Innern irgendwie beruhigt. Wo kommt das denn her? Ich bin doch eine Panikmaus. Ein Stressfaktor. Eine Dramaqueen. Das brauch ich doch für meinen Beruf. Oder etwa nicht? Keine Ahnung, es wird sich zeigen. Denke ich, ohne im Inneren eng zu werden. Ich lasse es auf mich zu kommen, verrückt. Seit wann versuche ich denn, irgendwas auf mich zukommen zu lassen, wo ich es doch viel lieber kontrollieren will?

Etwas hat sich geändert. Ich hab mich verändert. Das sagt auch mein Mann, das sagen meine Freunde, das sage auch ich. Ich bin nahbarer geworden. Die Abwehr bröckelt. Die dauernde Wut ist ein wenig zur Seite gerückt, um anderen Gefühlen Platz zu machen. Hilflosigkeit und Traurigkeit. Die zwei waren ziemlich weit in entlegene Winkel meines Seins verbannt. Die Zwei sind auch noch etwas lichtscheu. Sie waren zu lang im Dunkeln. Zu lange ungefühlt. Jetzt trauen sie sich hervor. Noch etwas krächzend, die Tränen kommen wie bei einem verrosteten Wasserhahn nur tröpfchenweise, obwohl ich fühle, da ist ein Meer an Tränen in mir. Die Hilflosigkeit schnappt nach Luft, sie durfte jahrelang nicht ans Tageslicht. Fragt verängstigt: „Bis..uu sicher?“ (Die Hilflosigkeit kann noch nicht so gut deutsch) Nein, ja, wer weiß. Doch dieses montägliche Liegen inmitten anderer Menschen, geführt von der Therapeutin, hat eine Wirkung.

Diese zelluläre Erfahrung der Geborgenheit in der Gruppe bringt ein tieferes Vertrauen und Entspannen, als das in einer Einzeltherapie möglich ist, und zwar in ziemlich kurzer Zeit.

Diese Gruppenenergie wirkt wie ein Verstärker. Bei mir hat sie die Schwerkraft vergrößert, obwohl ich mich leichter fühle, ich stolpere weniger, bin mir meines Körpers bewusster und weiß, dass ich mich, wenn wieder irgendwas am Tag brennt, sofort hinlegen kann und von dem Boden aufgenommen werde. Reflexartig reagiert der Körper, entspannt, wird weit und schwer und ruhig. Fast wie in der Gruppe, natürlich nur fast.

Die Nächte sind weiter unruhig, durch schweres Träumen, Träume, die mich aus dem Schlaf reißen mit rasendem Herzen. Doch anders als sonst lasse ich den Traum zu, lausche ihm nach, egal wie unangenehm er ist, nehme das Gefühl, das er hinterlässt ganz an und schlafe -oh Wunder- wieder ein. Normalerweise liege ich nach diesen Träumen gegen drei oder vier Uhr wach. Jetzt, wo selbst die schmerzlichsten Verlassenheitsgefühle, Schuldgefühle, Wutgefühle, Schamgefühle, die die Träume bringen erhört, angenommen werden, schlafe ich ziemlich schnell wieder ein. Das ist etwas das eindeutig komplett neu ist und das verdanke ich dem Gruppenliegen. Ein -bei allem was ist- liebevolles Verbunden Sein mit mir und dem Leben macht sich breit. Es ist, als würde Liebe einsickern in die Zellen.

Ich fühle tatsächlich Liebe, wenn ich an die Gruppe denke, an das Liegen denke. Die Welt kommt näher, mein Körper dehnt sich aus und atmet Dankbarkeit, die Abwehr lässt nach, schläft endlich, im geschützten Raum. Endlich schlafen.

Ich bin der Gruppe dankbar. Ich bin meiner Therapeutin dankbar. Ich bin gerührt. Ich bin bewegt. Ich bewege mich.

AG

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